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Luisenkirchhof III

Berlin

Bauherr: Kirchhofsverwaltung der ev. Luisen-Kirchengemeinde
Planung: Leistungsphasen 1-8 nach § 39 HOAI
Fertigstellung: 2015
Größe: 3.800 qm
Fotos: Stefan Müller, Hanns Joosten

Die für die Landschaftsarchitektur allgegenwärtige Thematik der Zeitlichkeit prägt den Umgang mit historischen Friedhofsanlagen in besonderer Weise. So stark ihre Bedeutung und Wirkung einerseits auf Geschichte, Alterswert und Erinnerungsfunktion beruht, muss sich ihre Funktionsfähigkeit zugleich stets anhand der aktuellen Sepulkralkultur und Pflegekapazitäten erweisen. In dieses Spannungsfeld von Werden und Vergehen, gestern und heute ist das Projekt von relais Landschaftsarchitekten für den Kapellenberg des Luisenkirchhofs III in Berlin-Charlottenburg eingebunden. Diese auf dem Osthang des Spandauer Berges gelegene Anlage wurde bis 1905 nach Plänen von Otto Vogeler schrittweise als Alleequartierfriedhof gestaltet. Konzeptionell hob Vogeler dabei den Aufstieg zum Standort der Friedhofskapelle als teilweise von Rabatten gesäumte Folge von Schmuckplätzen besonders hervor. Diese Stellung und die damit verbundene Differenzierung der Friedhofsstruktur gingen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend verloren.
Ziel der 2013-15 in zwei Bauabschnitten realisierten Planung von relais Landschaftsarchitekten für den Kapellenberg war es, die ursprüngliche Gestaltungsintention und Organisationsstruktur des unter Denkmalschutz stehenden Luisenkirchhofs wieder klar erlebbar zu machen. Als wesentliche Voraussetzung dazu war die Verkehrsfunktion der Allee mit gartendenkmalpflegerischen, baumpflegerischen und ästhetischen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Mit der Planung wurden die verlorengegangenen Konturen der historischen Raumfolge auf den Kapellenberg wiederhergestellt.

Die lückige Alleenstruktur wurde durch Nachpflanzungen ergänzt und die Wegefläche erhielt aufgrund der Gefällestruktur und der erforderlichen Befahrbarkeit einen Belag aus Naturkleinsteinpflaster. Eingangsbereich, Rondellplatz und Kapellenplatz wurden gestalterisch aufgewertet und im Sinne des ursprünglichen Friedhofskonzepts wieder zu Orten mit Aufenthaltsqualität entwickelt. Aufgrund der Quellen- und Bestandssituation zielte diese Maßnahme nicht auf eine Rekonstruktion, sondern auf eine Neuinterpretation nachweisbarer Gestaltungsthemen und Pflanzmotive, die jedoch als neue Gestaltungsschicht kenntlich sein sollten. Umgesetzt wurde dies in allen drei Bereichen durch differenzierte ornamentale Hecken- und Staudenpflanzungen, die den gestalterischen Zusammenhang der Allee stärken. Auf diese Weise konnte die Hauptstruktur der Friedhofsanlage in ihrer räumlichen Qualität und mit den sie prägenden Ausstattungselementen wiedergewonnen werden. Das Zentrum des Rondellplatzes bildet nun eine Wasserfläche mit Springstrahl, die zugleich einen akustischen Akzent gegen den Verkehrslärm des Umfeldes setzt. Im Bereich des Kapellenplatzes wurde ein Schöpfbrunnen geschaffen und ein während des Bauprozesses in situ freigelegter Pflasterbelag aus der Entstehungszeit des Friedhofs aufgenommen und gestalterisch integriert.